Социокультурные и психологические проблемы современной семьи.

325 Eher ist ein Zuwachs von Stellen zu verzeichnen, was einerseits der erhöhten medialen und öffentlichen Aufmerksamkeit gegenüber Kindeswohlgefährdun- gen geschuldet ist, andererseits aber auch auf die wachsende Bedeutung früh- kindlicher Bildung und Inklusionsbemühungen zurückzuführen ist. Unabhängig davon, ob Schätzungen, die von 1200 neuen Stellen im Zuge der Länder- Kinderschutzgesetze 1 ausgehen, eintreffen wird oder nicht, bemerkt man schon heute durchaus einen Stellenzuwachs in der öffentlichen Jugendhilfe. Dies tritt sowohl die örtlichen Träger vor allem vor dem Hintergrund der Beratungspflich- ten nach dem Bundeskinderschutzgesetz aber auch die Landesjugendämter mit den – zumindest teilweise neuen - Netzwerk- und Koordinierungsaufgaben. Im Bereich der freien Träger der Jugendhilfe und speziell bei den Fachbe- ratungsstellen für die Opfer sexuellen Missbrauchs sieht die Situation teilweise anders aus. Die fehlende strukturelle und vor allem finanzielle Absicherung stellt nicht nur ein fachpolitisches Ärgernis, sondern nach Meinung des Verfas- sers mittlerweile einen handfesten Skandal dar. Schon seit Beginn der Arbeit des „Runden Tisches“ (s.o.) haben die Beteiligten die Veränderung einer Situation angemahnt, die seit langem bekannt und unhaltbar ist. Dass die Arbeit von Fachberaterinnen und Fachberatern bei den Beratungsstellen von der Zuweisung des nächsten Bußgeldes abhängt, konterkariert jegliche politische Einschätzung zum angeblich hohen Stellenwert des Kinderschutzes. Im Bereich der Ausbildung der Fachkräfte sind zwei gegenläufige Tenden- zen sichtbar: Einerseits findet eine Akademisierung von Berufsfeldern statt (so in der Sozialen Arbeit seit den 70er Jahren, oder aktuell in der Kindheitspädago- gik), andererseits gibt es den politischen Versuch, bestimmte Tätigkeiten durch weniger, mindestens aber anders qualifizierte Personen ausüben zu lassen. Zum Beispiel ersetzen Familienhebammen Sozialarbeiter und -arbeiterinnen, so etwa im Bereich der Frühen Hilfen 2 . Ein weiterer Trend, der nur auf den ersten Blick schon länger vorhanden und nicht weiter erwähnenswert erscheint ist der Einsatz von Ehrenamtlichen, wie etwa bei Opferschutzorganisationen wie dem Weißen Ring. Was einerseits politisch hoch erwünscht erscheint (Bürgerschaftliches Engagement), stellt an- dererseits die Notwendigkeit von Professionalisierung in Frage. Für die prakti- sche Politik sind die Vorteile des Einsatzes von Ehrenamtlichen klar und eindeu- tig zu benennen: Sie sind schlicht billiger. So gesehen, ist auch im Bereich der Kindheitspädagogik der Einsatz von Eltern oder anderen ehrenamtlichen Kräften im Bereich der Kindertagesstätten durchaus kritisch zu hinterfragen. Die oben geäußerten Bedenken könnte man weitgehend entkräften, wenn die unterschiedlichen Bereiche – hier die professionell-fachliche Tätigkeit, dort die ehrenamtliche Hilfe – begrifflich, konzeptionell und theoretisch sauber zu 1 Zeller zit. nach Meysen / Eschelbach 2012, Rnr. 97. 2 Zu den frühen Hilfen siehe www.fruehehilfen.de

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