Социокультурные и психологические проблемы современной семьи.

318 Вольфганг Фойерхельм Профессор, доктор юридических наук Католический институт (Майнц, Германия) РАННЯЯ ПОМОЩЬ: ПРАВОВЫЕ ОСНОВЫ ЗАЩИТЫ ДЕТЕЙ В ГЕРМАНИИ Wolfgang Feuerhelm Prof. Dr. jur. Katholische Hochschule Mainz (Deutschland) FRÜHE HILFEN: RECHTLICHE DIMENSIONEN IM KINDERSCHUTZ IN DEUTSCHLAND Mediale und politische Aufmerksamkeit wurde den Themen Vernachlässi- gung und sexueller Missbrauch von Kindern durch spektakuläre Einzelfälle zu- teil. Im Folgenden sollen politisch-rechtliche Maßnahmen und Konsequenzen untersucht werden. Üblicherweise werden in Deutschland drei Bereiche als Kindeswohlgefähr- dungen bezeichnet. Neben dem sexuellen Missbrauch werden körperliche Miss- handlung und Vernachlässigung als unterschiedliche Phänomene aufgefasst, die auch jeweils eigene Diagnose-, Hilfe- und Interventionsansätze erfordern. Die folgenden Ausführungen versuchen hier, eine Differenzierung vorzunehmen. Dies betrifft sowohl die Sichtbarkeit der Verletzungen – bei der körperlichen Misshandlung häufig deutlich – als auch die Art der nötigen Hilfe. Die unter- schiedlichen Formen der Kindeswohlgefährdung sind – auch und gerade für die Fachkräfte – in unterschiedlicher Weise sichtbar und erfordern auch jeweils differenzierte Interventionen. So mag bei Fällen von Vernachlässigung als er s- tes ärztliche Hilfe notwendig sein, in anderen Fällen – etwa beim Verdacht des sexuellen Missbrauchs – die Einschaltung des Jugendamtes. Die heutigen De- batten um Kinderschutz und Kindeswohlgefährdung gehen zurück auf gesell- schaftliche Veränderungen Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts, die z.B. an den rasanten Fortschritten in den Bereichen der Pädagogik bzw. der Entwicklungspsychologie und auf institutioneller Ebene vor allem durch das 1922 in Kraft getretene Jugendwohlfahrtsgesetz sichtbar wurden. Dieses Gesetz, dessen 100 jähriges Jubiläum nicht mehr fern ist, hat den Umgang mit dem Kindeswohl in entscheidendem Maße geprägt. Zentrales Element – und bis heute nachwirkende Stärke und Schwäche zugleich – ist die Kodifzierung kommunaler und damit dezentraler Jugendämter. Deren zentrale Aufgabe ist die „Jugendwohlfahrt“, aus heutiger sprachlicher Sicht die Bearbeitun g kon- kreter erzieherischer Bedarfe mit dem Ziel der Förderung von Kindern und Jugendlichen.

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