Вестник ТГПУ им Л.Н. Толстого №5 2008

№ 5, 2008 ВЕСТНИК ТГПУ им. Л. Н. Толстого machen. In der Praxis sind die Unterscniede in der Ausrichtung der verschiedenen Urnbau- prozesse oftmals schwer auszumachen, laufen z.T. nebeneinander her oder iiberlagem sich durch weehselseitige Vereinnahmungen von Politik, Verwaltung und Fachlichkeit. Eine prazise Analyse der jeweiligen ortlichen Pro­ gramme tut also Not, um herauszufinden, wem sie vorrangig nutzen: den offentlichen Haushalten, ausgewahlten Tragem oder jun- gen Menschen und Eltem, die qualitativ bes- sere und bedarfsorientiertere Hilfe erhalten? «Die Stimme der Adressatlnnen» spielt im Kontext dieser oftmals widerspriichlichen An- forderungen, die an den sozialraumlichen Um- bau gestellt werden, nur eine untergeordnete Rolle. Nur wenige Modellprojekte werden eva- luiert und beziehen dabei die Perspektive der Nutzerhmen von Erziehungshilfen imWechsel- spiel von Vorhaben und Erfolg vor dem Hinter- grund professioneller Handlungsansatze, sozial- raumlicher Lebenslagen und infrastruktureller Rahmenbedingungen mit ein. Das liegt nicht nur daran, dass nach wie vor kaum Mittel fur eine praxisorientierte Jugendhilfeforschung vorhanden sind, sondem dass auch Jugendhil- feplanung im Bereich der Hilfen zur Erziehung aufwandig und anspruchsvoll ist und dieses modeme Instrument fachlicher und fachpoliti- scher Steuerung kaum genutzt wird. Die Gestal- tung eines sozialraumlichen Umbaus ohne eine adaquate Jugendhilfeplanung, die systematisch Informationen iiber sozialraumliche Lebensla­ gen und Hilfeverlaufe, als Wissen iiber und von den Adressatlnnen sammelt, aufbereitet und in dialogorientierte Arbeitsprozesse zwischen of­ fentlichen und freien Tragem einspeist, wird dann auch schnell ideologisch und iiberlagert von sachfremden Interessen, Tragerkonkurren- zen und politischen Sparvorgaben. Im Folgenden sollen deshalb Ergebnisse und Erfahrungen aus unterschiedlichen Evalu- ationsprojekten aus dem Bereich der sozial- raumorientierten Weiterentwicklung der Hil­ fen zur Erziehung dargestellt werden, die das Institut fur Sozialpadagogische Forschung Mainz (ism) in Zusammenarbeit mit offentli­ chen und freien Tragem durchgefuhrt hat1. 1 Vgl. hierzu Darius, Muller 2005; Muller, Schmutz 2005; MASFG 2004; Modellprogramm Fortentwicklung des Hilfeplanverfahrens 2003; Hamburger, Muller; Porr 1998; Moos, Schmutz 2005. Dabei soli es weniger um die Abbildung von Einzelergebnissen gehen als vielmehr um die Frage, inwiefem die «Stimme der Adressatln- nen» fiir die sozialraumliche Weiterentwick­ lung der Hilfen zur Erziehung im Kontext von Planungs-, Organisations- und Qualitatsent- wicklungsprozessen Gehor erhalten und damit auch handlungsleitend gemacht werden kann. Im ersten Schritt erfolgt aber zunachst eine knappe Skizze der stmkturellen Veranderun- gen, die sich seit der Einfuhrung des KJHG nachzeichnen lassen, um den Gegenstand na~ her zu beschreiben (1). Daran schlieBt sich die Diskussion der beiden Fragen an, was die Ju­ gendhilfe iiber (2) und von (3) den Adressa­ tlnnen von Hilfen zur Erziehung weilJ, um Hinweise zu liefem, wie dieses Wissen in Praxisentwicklungsprozesse einflieBen kann (4). Die Erziehungshilfen imWandel - wel- che Rolle spielt die «Stimme der Adressa­ tlnnen»? Zunachst die Erfolgsgeschichte... Die Reformimpulse im Bereich der Hil­ fen zur Erziehung gingen aber nicht nur vom KJHG aus, sondem wurden maBgeblich ge­ pragt durch eine breite Fachdebatte, die mit der Veroffentlichung des 8. Jugendberichts iiber die Struktur- und Handlungsmaxime der Lebensweltorientierung einsetzte. In Folge der Rezeption des Berichts haben sich Leitprinzi- pien herausgebildet, die in vielen Umbaupro- zessen von zentraler Bedeutung sind. Dabei handelt es sich um: - das Leitprinzip der Sozialraumorientie- rung, als Reorganisationsperspektive, die sich bei der Ausgestaltung von Angeboten und Diensten an den Lebensbedingungen von Kindem, Jugendlichen und Familien in iiber- schaubaren sozialen Raumen orientiert. Da- durch sollen zum einen niedrigschwellige Zugangsmoglichkeiten zu einer vemetzten sozialen Infrastruktur geschaffen werden. Zum anderen impliziert dieses Leitprinzip, dass die Kontextbedingungen, die zu Prob- lemlagen fiihren, starker als bisher systema­ tisch in den Blick genommen werden, um durch die ErschlieBung von Ressourcen im Sozialraum zu umfassenderen Problemlo- sungsstrategien zu kommen. Fur die organisa- torische Ausgestaltung von Diensten ergibt sich in der Konsequenz die Aufforderung zur Dezentralisierung, d.h. ihrer raumlichen Ver-

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