Вестник ТГПУ им Л.Н. Толстого №5 2008

МЕЖДУНАРОДНОЕ СОТРУДНИЧЕСТВО № 5 , 2008 Franz Hamburger, Heinz MiiHer «DIE STIMME DER ADRESSATI NNEN» IM KONTEXT DER SOZIALRAUMORIENTIERTEN WEITERENTWICKLUNG DER HILFEN ZUR ERZIEHUNG Der Umbau der Erziehungshilfen ist in vollem Gang. Mit Blick auf eine Vielzahl von Reform-, Reorganisations- und Umsteuerungs- prozessen bei offentlichen und freien T'ragem zeigt sich bei den Hilfen zur Erziehung ein weitreichender Umbauprozess, dessen Rich- tung und Ausgang derzeit kaum vorhersehbar ist. Trotz haufig ahnlich klingender Konzept- begriffe wie Lebenswelt- und Sozialraumorien- tierung oder Integration und Flexibilisierung von Hilfen, mit denen die programmatischen Zielsetzungen des Umbaus gekennzeichnet werden sollen, sind die Motive und Strategien von Ort zu Ort und vonModell zu Modell sehr unterschiedlich. Gerade diese Konzeptbegriffe suggerieren eine vermeintliche Eindeutigkeit und einen «comon sense», der mit dem An- strich von Modemitat auch vorschnell vorgibt, man bewege sich auf dem Boden einer fachli- chen Auslegung des Kinder- und Jugendhilfe- gesetzes und folge den Handlungsmaximen des 8. Kinder- und Jugendberichts, der imHinblick auf die Dimensionen Prevention, Dezentralisie- rung/Regionalisierung, Alltagsorientierung und Partizipation eine richtungsweisende Fachdis- kussion angeregt hat. Dass vor dem Hintergrund weitreichender gesellschaftlicher Veranderungen mit ihren Folgewirkungen fur die Lebensbedingungen von jungen Menschen und ihren Familien ein Reformbedarf fur die Jugendhilfe besteht, der von der Uberpriifung professioneller Hand- lungsansatze bis hin zu Fragen der Organisa­ tion soziaier Dienste und deren Finanzie- rungsform reicht, ist unstrittig. Ebenso kann sich die Jugendhilfe - ob sie will oder nicht - auch nicht der Debatte um Kosteneinsparun- gen bei einer anhaltend angespannten Haus- haltslage der Kommunen entziehen, die seit Jahren vomehmlich bei den Hilfen zur Erzie­ hung gefuhrt wird und einen erheblic’nen Le- gitimationsdruck erzeugt. AuBerdem muss man an dieser Stelle auch darauf hinweisen, dass das fmanzielle Gesamtvolumen der Ju­ gendhilfe kontinuierlich gewachsen ist und es im strengen Sinne um eine Reduktion der Steigerungsraten geht. Sehr unterschiedlich gestalten sich die Einflussfaktoren, die auf den Umbau der Erziehungshilfen wirken und unter der Leitka- tegorie Sozialraumorientiemng als einem Sammelbegriff fur hochst verschiedene struk- turelle und fachliche Veranderungen zusam- mengefasst werden. Zunehmend finden sich neben praktisch und fachlich anregenden Mo- dellprojektbeschreibungen und -evaluationen (z.B. Peters u.a. 1998; Wolff u.a. 1997; Koch, Lenz 1999, 2000; Landesjugendamt und Westfalische Schulen 2000; Wolff 2000; Boomgaarden 2001; Peters, Koch 2004; Neu- berger 2004) auch kritische Auseinanderset- zungen mit einzelnen Kemelementen und einer ideologischen Auslegung von Sozial- raumorientierung, die auf strukturelle Konse- quenzen, Fallstricke und Nebenwirkungen verweisen. Dabei geht es weniger darum, die fachlichen Impulse einer an den Lebenslagen und sozialen Beziigen orientierten Weiterent- wicklung der Hilfen zur Erziehung auszu- bremsen, als vielmehr unter rechtlichen und organisatorischen Fragestellungen die sich abzeichnenden Entwicklungsrichtungen kri- tisch zu reflektieren und gegen Instrumentali- sierungen zu schiitzen. In diesen Auseinander- setzungen wird deutlich, dass es einen Unterschied macht, ob Sozialraumorientie- rung als Deckmantel fur die Umsetzung tech- nokratischer Steuerung und von Sparvorgaben gebraucht wird, oder ob hierunter die Summe vielschichtiger professioneller Handlungsan- satze und fachlicher Planungsstrategien ver- standen wird, die an alte Traditionslinien der Sozialen Arbeit (z.B. Gemeinwesenorientie- rung) anschlieBen und dabei systematisch die Ressourcen und Belastungen von Herkunfts- milieus beriicksichtigen und zum Gegenstand bedarfs- und biographieorientierter Hilfeges- taltung und sozialpolitischer Einflussnahmen

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