Вестник ТГПУ им Л.Н. Толстого №5 2008
№ 5, 2008 ВЕСТНИК ТГПУ им. Л. Н. Толстого Man konnte zum Schluss noch Prevention und Rehabilitation ais Arbeitsformen der «Sozia len Arbeit» ansenen. Sie verweisen in meinen Augen jedoch nicht auf Formen, sondern auf Zeitpunkte der .Arbeit: dass ein Problem auch vor seinem Eintreten (Prevention) und nach seiner Bearbeitung (Rehabilitation) angegangen werden kann und soli, und zwar in alien zur Verfu- gung stehenden und angemessenen Arbeitsformen. Arbeitsformen sind innerhalb bestimmter Arbeitsfelder angesiedelt. Manche Arbeitsfelder wie z.B. die Erziehungsberatung sind deutlich von einer einzelnen Arbeitsform gepragt, wah- rend in anderen und zwar den meisten Feldem mehrere Arbeiten anfallen. Der «Sozialen Ar beit» werden quantitativ eine Vielzahl von Arbeitsfeldem zugedacht, die noch dazu qualitativ sehr unterschiedlich ausfallen. Es besteht jedoch ein gewisser Konsens dariiber, welche Arbeits felder zur «Sozialen Arbeit» gerechnet werden konnen oder sollen. Eine entsprechende alphabe- tische Liste der Arbeitsfelder miisste mindestens den Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD), die Altenhilfe, Ausbildungs- und Beschaftigungshilfe, Bahnhofsmission, Behindertenhilfe, Be- triebssozialarbeit, Drogenhilfe, Erziehungshilfe, Familienhilfe, Frauenhilfe, Gefangnissozialar- beit, Gemeinwesenarbeit, Gesundheitshilfe, Haftentlassenenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe, Krankenhaussozialarbeit, Migrantenhilfe, Opferhilfe, Schuldnerhilfe, Schulsozialarbeit, Straffalligen- hilfe, Telefonseelsorge imdWohnungslosenhilfe beinhalten. Diese Liste lasst sich ohne weiteres in eine Systematik tibertragen (vgl. Hamburger 2003, 160; 2007; Thole 2002b; 2004; Papenkort 2007a), da sich die Bestimmungsworter der genannten Komposita, von einer Ausnahme abge- sehen, nur aufAdressaten, Probleme oder Raume beziehen. Die Adressaten werden anhand der soziodemographischen Merkmale des (Lebens-) Alters (Kinder- und Jugendhilfe, Altenhilfe), des Geschlechts (Frauenhilfe) und der Herkunft (Migran tenhilfe) identifiziert. Die Kinder- und Jugendhilfe ist das groBte Arbeitsfeld der «Sozialen Ar beit», wird traditionell mit der «Sozialpadagogik» identifiziert und meint, pauschal gesagt, das vor- und ausserschulische Erziehungs- und Bildungswesen. Die Familienhilfe, die in der Haupt- sache den Eltem und anderen Erziehungsberechtigten gilt, bleibt eng an die Kinder- und Ju gendhilfe gekoppelt. Sie richtet sich indirekt an Kinder und Jugendliche bzw. an Erziehungsbe- rechtigte um der Kinder und Jugendlichen willen. Die zweite Reihe der Bestimmungsworter bezieht sich auf gegebene oder drohende Probleme, die Menschen haben oder machen konnen. Damit wechselt die Perspektive von horizontaler zu vertikaler soziaier Ungleichheit. Meist wer den die Probleme genannt, aber z.T. auch die erwiinschten oder zu schutzenden Ressourcen (Ausbildungs- und Beschaftigungs-, Erziehungs-, Gesundheitshilfe). In diesem Fall sind die Probleme implizit gemeint. Die Probleme lassen sich, vorlaufig und ungefahr, in soziale Be- nachteiligungen (Ausbildungs- und Beschaftigungs-, Schuldnerhilfe), individuelle Beeintrachti- gungen (Behinderten-, Gesundheits-, Opferhilfe) oder abweichende Verhaltensweisen (Drogen-, Haftentlassenen-, Straffalligen-, Wohnungslosenhilfe) differenzieren. Diese Probleme haben bzw. machen, im Einzelfall unterschiedlich, Kinder, Jugendliche, alte Menschen, Frauen und Migranten, aber auch nicht alte Erwachsene, Manner und in Deutschland geborene Deutsche. Der Differenzierung nach Adressaten und Problemen vorgelagert ist, in Tragerschaft der Kom- mune, das Arbeitsfeld des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD). Dessen Dienst ist adressaten- und problemiibergreifend, auch amteriibergreifend konzipiert. Nicht jedes soziodemographisch bzw. anhand horizontaler soziaier Ungleichheit definierte Arbeitsfeld, d.h. nicht jede Kinder- und Jugendhilfe, Familienhilfe, Altenhilfe, Frauenhilfe oder Migrantenhilfe muss durch Probleme bzw. vertikale soziale Ungleichheit veranlasst sein. In die- sen Arbeitsfeldem wird auch direkt an Ressourcen angekniipft. So gibt es z.B. innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe Arbeitsfelder ohne und mit explizitem Problembezug: die Vorschuler- ziehung oder Jugendarbeit ohne und die Jugendberufshilfe oder Erziehungshilfe mit Defizitori- entierung. Zur «Sozialen Arbeit» mit Problembezug werden, bezogen auf den Zeitpunkt der Problembearbeitung, preventive, interventive und postventive Zwecksetzungen gerechnet: vor dem Auftreten des Problems steht dessen Verhinderung, beim Auftreten seine Beseitigung und danach die relative Wiederherstellung des status quo ante im Vordergmnd. Innerhalb der sozio demographisch defmierten Arbeitsfelder ergibt sich so von der ressourcenorientierten bis zu den verschiedenen Stufen der problemorientierten Arbeit ein «zunehmender Problemdmck» (Miih-
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