Вестник ТГПУ им Л.Н. Толстого №5 2008

МЕЖДУНАРОДНОЕ СОТРУДНИЧЕСТВО № 5 , 2008 ahniich wie «Sozialarbeit», ab 1945 durch die Rezeption engiischsprachiger Literatur wieaer oder in besonderer Weise in das Fachvokabular Eingang gefunden hat. Konjunktur erhielt der Name in Deutschland aber erst ab den spaten siebziger und vor allem in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts. 1976 erschienen die ersten Hefte gleich zweier Fachzeitschriften («So- zial extra», «Sozialmagazin»), 1980 gleich zwei einschlagige Lexika in der ersten Auflage (Fachlexikon 1980, Kreft / Mielenz 1980), die diesen Ausdruck in ihren Titeln oder Untertiteln fuhrten. Den kronenden Abschluss der Namensgeschichte setzte das 2002 veroffentliche Hand- buch «Grundriss soziale Arbeit» (Thole 2002a). 2. Die Bedeutung des Namens «Soziale Arbeit» Was bedeutet der Name «Soziale Arbeit» in Deutschland? Diese Frage zielt auf den Begriff der Sozialen Arbeit, insofem mit «Begriff» die Bedeutung bzw. der Inhalt (Intension) eines oder mehrerer, wie im vorliegenden Fall zusammenhangender Worter gemeint ist. Die Antwort be- steht in diesem Fall in einer Wort- bzw. Nominaldefinition. «Begriff» wird hier also nicht, was sprachlich ebenfalls moglich ware, als Synonym fur «Wort» verwendet. Da die einschiagigen deutschen Worterbiicher der «Sozialen Arbeit» dieses Stichwort bis- her nicht verzeichnen, untemehme ich einen eigenen Defmitionsversuch. Bei der Begriffsbe- stimmung des Ausdrucks «Soziale Arbeit» konzentriere ich mich auf das Adjektiv «sozial». Das Substantiv «Arbeit» soli hier einfach als zweckgerichtete Tatigkeit verstanden werden, noch unabhangig von der Tatsache, ob diese Tatigkeit als Erwerbsarbeit gilt, d.h. formell erbracht wird und gegen Entgelt erfolgt. Die Eigenarbeit in den privaten Haushalten (informell und un- entgeltlich), die ehrenamtliche Arbeit (formell und unentgeltlich) und die abgabenfreie soge- nannte «Schwarzarbeit» (informell und entgeltlich) zahlen hier also ebenfalls zur «Arbeit». Es ist besteht allerdings im Sprachgebrauch auch eine deutliche Tendenz, «Arbeit» mit «Erwerbs­ arbeit» gleichzusetzen und damit in einem engen Sinne zu gebrauchen. Ein zweites Substantiv, das in der Kombination mit dem Adjektiv «sozial» fur die gemeinte Praxis und mehr in admi- nistrativen und okonomischen Zusammenhangen verwendet wird, lautet «Dienste». Mit diesem in etwa synonymen Ausdruck wird deutlich, dass es sich bei der «Arbeit» als zweckgerichteter Tatigkeit um eine Dienstleistung handelt, nicht um Sachgiiterproduktion. Das Adjektiv «sozial» erleichtert die intemationale, zumindest die europaische Verstandi- gung, da das zugrundeliegende lateiniscne Wort als Fremdwort in wohl alle germanischen, ro- manischen und slawischen Sprachen Eingang gefunden hat. Das Substantiv dagegen bleibt stets ein einheimisches Wort, so dass z.B. englisch von «social work», deutsch von «sozialer Arbeit», spanisch von «trabajo social», franzosisch von «travail social», russisch von « ... « und tschechisch von «socialni prace» gesprochen wird. Das Adjektiv «sozial» wurde ab den dreiBiger Jahren des 19. Jahrhunderts in der deutschen Sprache heimisch - vom franzosischen «social» entlehnt und bis ca. 1900 auch so geschrieben (vgl. Geek 1963; Kaufmann 2003a, 13-18). In Frankreich hatte es durch Jean- Jacques Rous­ seaus Schrift «Du contrat social ou prineipes du droit politique» («Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechts») aus dem Jahre 1762 eine gewisse Popularitat erfahren. Es stammt letztlich vom lateinischen Adjektiv «socialis» ab, das wie das Substantiv «societas» von «socius» abgeleitet ist. «Socius» bedeutet als Adjektiv «gemeinsam, verbunden», als Substantiv «Geselle, Gefahrte, Genosse». «Societas» ist entsprechend die «Gemeinschaft, Verbindung, Gesell­ schaft, Genossenschaft», wahrend «socialis» mit «gemeinschaftlich, gesellig, gesellschaftlich, ge- nossenschaftlich» ins Deutsche iibersetzt werden kann. Diese vier deutschen Adjektive sind zwar ihrerseits fur sich vieldeutig und akzentuieren unterschiedliche Seiten des Sozialen, stellen aber doch einen deutlichen Sinnzusammenhang dar. Bald schon waren, neben Neubildungen wie «Socialismus», die ersten Zusammensetzungen mit «social», aber auch mit «socio» (von «socius») im Umlauf. Politisch sprach man von der «socialen Bewegung, socialen Frage und socialen Politik» (Pankoke 1970), wissenschaftlich von der «Sociologie» oder «Socialwissenschaft». Heute sind, gerade im Zusammenhang mit der «Sozialen Arbeit» z.B. die Komposita «Sozialamt, Sozialarbeit, Sozialdienst, Sozialgericht, So- zialgesetzbuch, Sozialhilfe, Sozialmanagement, Sozialmedizin, Sozialokologie, Sozialpadago-

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