Вестник ТГПУ им Л.Н. Толстого №5 2008

№ 5, 2008 ВЕСТНИК ТГПУ им. Л. Н. Толстого Die hochschu'lischen Fachbereiche der Sozialen Arbeit bereiten auf diese Tatigkeit vor, dieWis- senschait der Sozialen Arbeit nimmt sie in Empirie mid Tlieorie zum Gegenstanu, und den ent- sprechenden Berufsverbanden ermoglicht der Begriff bei aller Unterschiedlichkeit der Tatig- keitsfelder erst ein gemeinsames Berufsbild und Berufsethos. «Soziale Arbeit» ist somit ein Ausdruck. der im Schnittfeid zwischen Fakultaten. Diszinlinenund Professionen aneesiedelt ist. In der Berufstatigkeit selbst und der Praxis insgesamt ist der Name «Soziale Arbeit» offen- bar (noch) wenig gebrauchlich. Auch den Personen, denen die Soziale Arbeit gilt, ist sie nicht gelaufig. In Beruf und Praxis ist der Sprachgebrauch auf der einen Seite feldspezifisch einge- grenzt und auf der anderen Seite juristisch-administrativ oder methodisch gepragt. Die juris- tisch-administrative Sprache stammt wiederum aus der Politik, die den Ausdruck «Soziale Ar­ beit» ebenfalls nicht kennt. Hier sind eher Bezeichnungen wie «Kinder- und Jugendhilfe» oder «Sozialhilfe» gelaufig. «Soziale Arbeit» ist somit eine hochschulische bzw. hochschulisch ori- entierte Fremdbezeichnung einer Berufstatigkeit bzw. Praxis, die viele und andere Selbstbe- zeichnungen kennt. Diese Diskrepanz bzw. Einseitigkeit des Sprachgebrauchs gilt es zu beach- ten, wenn die «Soziale Arbeit» nun zum Thema gemacht wird. Eine zweite Besonderheit muss vorweg erwahnt werden. In der Fachsprache fmden drei Ausdrucke Verwendung, die kaum auseinanderzuhalten bzw. deren Unterschiede nur Insidem verstandlich sind: «Soziale Arbeit», «soziale Arbeit» und «Sozialarbeit». Zwischen den beiden ersten Wendungen besteht ein Unterschied der Grofi- bzw. Kleinschreibung des Anfangsbuch- stabens, zwischen dem dritten und den beiden ersten ein grammatikalischer. Durch die GroB- schreibung des normalerweise kleinzuschreibenden Adjektivs «sozial» im ersten Fall wird der gesamte Ausdruck als (Eigen-) Name gefuhrt. Denn ein solcher wird im Deutschen, wie in vie- len anderen Sprachen auch, groBgeschrieben. Grammatikalisch entspricht dem (Eigen-) Namen «Soziale Arbeit» dann ein bestimmter Gegenstand, wahrend die Bezeichnung «soziale Arbeit» beliebig vielen Gegenstanden zugesprochen werden kann. Anders gesagt: «Soziale Arbeit» meint immer die soziale Arbeit, wahrend «soziale Arbeit» auch eine soziale Arbeit bedeuten kann. Durch die haufiger benutzte GroBschreibung und die damit implizierte Verwendung als Eigenname wird betont, dass es neben sozialer Arbeit in vielen Feldem der Gesellschaft die so­ ziale Arbeit als eigenes und einmaliges Berufs- und Praxisfeld gibt. Mit diesem Sprachgebrauch wird in Deutschland die aktuelle Fachdiskussion, ob soziale Arbeit ein eigenes soziales System darstellt, positiv entschieden. Der Ausdruck «(die) Soziale Arbeit» wird nicht nur von «sozialer .Arbeit (iiberhaupt)» ab- gegrenzt, sondem auch vom Wort «Sozialarbeit», dessen fnihere und in bestimmten Zusam- menhangen auch heute noch vereinzelt gebrauchliche Synonyma «Armenpflege», «Fiirsorge» oder «Wohlfahrtspflege» lauten. Mit dem Kompositum «Sozialarbeit» wird in Deutschland ein historisch gepragtes Feld bezeichnet, das nur einen Teil des Umfangs der «Sozialen Arbeit» ausmacht und dem oft mindestens die ebenfalls traditionelle Praxis der «Sozialpadagogik» als weiterer Teil an die Seite gestellt wird1. So gibt es nach wie vor auch nur die Berufsbezeichnun- gen «Sozialarbeiter» und «Sozialpadagoge», wahrend von einem «Sozialen Arbeiter» nicht ge- sprochen wird und iiblicherweise auch kaum gesprochen werden kann. Ich werde im Folgenden von der «Sozialen Arbeit» sprechen, weil sich diese Schreibweise durchgesetzt und keine Iden- titat mit der «Sozialarbeit» vorausgesetzt ist. Ob die GroBschreibung und damit die Pramisse eines eigenen sozialen Systems zu Recht erfolgt, soil hier aber offen bleiben. Der Name «Soziale Arbeit» geht mindestens bis auf die zwanziger Jahre des Zwanzigsten Jahrhunderts zuruck. 1925 griindeten einige Personen die bis heute, mit einer Unterbrechung zwischen 1933 und 1947 existierende einflussreiche «Gilde Soziale Arbeit», einen «Zusam- menschluB von Mannem und Frauen, die aus der Jugendbewegung stammen oder ihr im Geiste nahe stehen und ehrenamtlich oder beruflich in der Sozialen Arbeit tatig sind» (Thorun o.J. 1). Ob der Name von dieser «Gilde» gepragt worden oder noch alteren Datums ist, bleibt einer noch ausstehenden historischen Untersuchung iiberlassen. Damit kann «Soziale Arbeit» nicht, wie vielfach behauptet, eine Ubersetzung des englischen Ausdrucks «social work» sein, da der offensichtlich erst nach dem Zweiten Weltkrieg und mit den amerikanischen und britischen Al- liierten in Deutschland aufgetaucht ist. Es ist allerdings wahrscheinlich, dass «Soziale Arbeit»,

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